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1. Einleitung: Firmenpleiten sinken um 3,6 Prozent – Trendwende kommt 2019
Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist in Deutschland 2018 erneut gesunken. Insgesamt meldeten im vergangenen Jahr 19.552 Unternehmen eine Insolvenz an. Damit verringerten sich die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,6 Prozent (2017: 20.276 Firmeninsolvenzen).
Durch den neunten Rückgang in Folge sind die Unternehmensinsolvenzen 2018 auf einen neuen Tiefstand seit Einführung der neuen Insolvenzordnung (1999) gesunken. Im Vergleich zum bisherigen Insolvenzhöchstjahr 2003, in dem noch 39.320 Firmenpleiten registriert wurden, haben sich die Insolvenzfälle 2018 damit mehr als halbiert. Zudem liegen die Insolvenzzahlen 2018 mehr als 25 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt (26.208).
„Die Firmen profitierten 2018 vor allem von der Binnenwirtschaft und von den hohen privaten Konsumausgaben“, kommentiert CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl die aktuellen Zahlen.
„2019 wird die Trendumkehr eingeleitet und wir erwarten einen Anstieg bei den Firmeninsolvenzen“, ergänzt Riehl. Die Gründe für den prognostizierten erstmaligen Anstieg seit 2009 sind vielfältig. Die Konjunktur wird sich durch die zunehmenden politischen Unsicherheiten, wie die von den USA ausgehenden Handelsstreitigkeiten und die Querelen um den Brexit weiter abkühlen. Gerade wegen der erschwerten außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden 2019 auch vermehrt exportorientierte Firmen Probleme bekommen. „Die Unternehmen stehen 2019 vor diversen Herausforderungen“, so Riehl. Hinzu kommt der Punkt, dass die derzeitigen Niedrigzinsen Unternehmen am Markt halten, die unter normalen Bedingungen nicht wettbewerbsfähig wären. „Über diesen sogenannten Zombie-Unternehmen schwebt das Damoklesschwert einer möglichen Zinswende“, erklärt die CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin.
Die durch Firmeninsolvenzen verursachten Schäden summierten sich im Jahr 2018 auf knapp 22 Milliarden Euro. Im Durchschnitt entstanden 2018 damit Forderungsausfälle für die Gläubiger von knapp 1,1 Millionen Euro pro Insolvenz.
2. Firmeninsolvenzen je Bundesland: Bremen führt Insolvenzstatistik an
In Bremen gab es 2018 die höchste Dichte an Insolvenzen. Statistisch gesehen mussten 105 von 10.000 Unternehmen eine Insolvenz anmelden. Im Bundesdurchschnitt sind es nach Analyse von CRIFBÜRGEL 59 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Über diesem Wert rangieren neben Bremen auch die Bundesländer Berlin (89), Nordrhein-Westfalen (85), Saarland (78), Sachsen-Anhalt (74), Schleswig-Holstein und Hamburg (je 68). Die wenigsten Firmenpleiten gab es im Jahr 2018 mit 41 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen in Bayern. Aber auch in Baden-Württemberg (43), Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (je 45) sowie Rheinland-Pfalz und Thüringen (je 46) mussten vergleichsweise wenig Firmen eine Insolvenz anmelden.
Nach den absoluten Insolvenzzahlen stehen Nordrhein-Westfalen (5.671 Firmeninsolvenzen), Bayern (2.488), Baden-Württemberg (1.975) und Niedersachsen (1.616) an der Spitze der Statistik.
3. Prozentuale Veränderungen: Stärkster Rückgang in Schleswig-Holstein
Vom bundesweiten Trend sinkender Firmeninsolvenzzahlen sind sieben Bundesländer ausgenommen. Im Saarland stiegen die Firmenpleiten mit einem Plus von 11,9 Prozent am stärksten an. Mehr Insolvenzen als 2017 meldeten zudem Bremen (plus 9,8 Prozent), Thüringen (plus 3,6 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 2,4 Prozent). Ein leichtes Plus an Insolvenzen gab es in Baden-Württemberg (plus 1,0 Prozent), Berlin (plus 0,4 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (plus 0,3 Prozent). In Schleswig-Holstein (minus 11,7 Prozent), Sachsen (minus 10,3 Prozent) und Hamburg (minus 9,3 Prozent) mussten hingegen deutlich weniger Unternehmen eine Insolvenz anmelden, als noch vor einem Jahr.
4. Firmeninsolvenzen nach Rechtsformen: Unternehmergesellschaft mit der höchsten Insolvenzquote
Hinsichtlich der Rechtsformen ging 2018 das höchste Insolvenzrisiko von der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Die Insolvenzdichte bei den UGs lag bei 200 Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen und damit deutlich höher als bei den Aktiengesellschaften (99) und bei den GmbHs (90). Zudem stiegen die Fallzahlen bei den UGs um 4,5 Prozent auf mittlerweile 2.226 Fälle. Deutlich weniger Insolvenzen im relativen Vergleich gab es bei den Gewerbebetrieben und Einzelunternehmen (39). Auch wenn diese Rechtsform mit 42,5 Prozent den höchsten Anteil am Insolvenzgeschehen in Deutschland hat.
5. Firmeninsolvenzen nach Mitarbeiterzahl: Mehrheitlich kleine Unternehmen von einer Insolvenz betroffen
Auch wenn der mediale Fokus 2018 auf den Großinsolvenzen wie Kettler, Solarworld, den Paracelsus-Kliniken oder Germania lag, ist das Insolvenzgeschehen in Deutschland vor allem von kleinen Unternehmen geprägt. 16.032 bzw. 82 Prozent der insolventen Unternehmen hatten nicht mehr als fünf Mitarbeiter. Der Anteil am Insolvenzgeschehen nimmt mit steigender Zahl der Arbeitnehmer weiter ab. 7,6 Prozent der insolventen Unternehmen beschäftigten zwischen 6 und 10 Mitarbeitern. Bei Firmen, die 51 oder mehr Angestellte haben, liegt der Anteil am Insolvenzgeschehen nur noch bei 2,7 Prozent.
6. Firmeninsolvenzen nach Unternehmensalter: 57,6 Prozent der insolventen Unternehmen sind weniger als 10 Jahre am Markt
13,7 Prozent der insolventen Firmen scheitern bereits in den ersten zwei Jahren nach ihrer Gründung. Allerdings sind die Fallzahlen in der jüngeren Altersgruppe stark rückläufig (minus 11,2 Prozent). Die jüngeren Unternehmen profitieren derzeit von günstigen Rahmen- bzw. Finanzierungsbedingungen. Die Studie zeigt zudem, dass über 57 Prozent der insolventen Unternehmen weniger als 10 Jahre am Markt aktiv sind.
7. Firmeninsolvenzen nach Branchen: Logistik ist Insolvenzspitzenreiter
Die Logistik steht mit 85 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen an der Spitze der Auswertung der Hauptbranchen. Aber auch im Baugewerbe und in der Dienstleistungsbranche (je 79) liegt die Insolvenzquote über dem Durchschnitt. Dienstleistungsunternehmen haben mit 9.023 Fällen den höchsten absoluten Anteil am Insolvenzgeschehen in Deutschland. Die geringste Insolvenzdichte gibt es mit 18 Pleiten je 10.000 Unternehmen im Energiesektor.
Eine weitere Unterteilung der Branchen zeigt, dass Detekteien mit 442 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen an der Spitze des Insolvenzrankings stehen. Es folgen Firmen aus der Branche der Post-, Kurier,- und Expressdienste mit 415 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen und Gastronomieunternehmen (375). Die weiteren Branchen mit dem höchsten Insolvenzrisiko sind Garten- und Landschaftsbau (330), Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften (325), Lagerei (299), Schifffahrt (233), Spiel,- Wett-, und Lotteriewesen (211), Informationsdienstleistungen (112) und Hochbauunternehmen (100). Ein geringes Insolvenzrisiko herrscht in den Branchen Veterinärwesen, Bibliotheken, Archive und Museen sowie in der Abwasserentsorgung.
8. Anzeichen von Unternehmenskrisen und Insolvenzursachen
Es gibt in der Praxis typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre Situation von Unternehmen hinweisen, etwa wenn eine schlechtere Zahlungsmoral oder Bonität, ein verändertes Bestellverhalten oder eine häufige Änderung in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung auftreten. Indikatoren sind aber auch, wenn Zahlungen durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert, mündliche Zusagen gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden. Zudem leisten sich die betroffenen Unternehmen keine Neuanschaffungen mehr und nutzen veraltete Produktionsanlagen. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage liefert auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).
Beim Scheitern von Unternehmen gibt es häufig nicht die eine Insolvenzursache, sondern es sind mehrere Auslöser gemeinsam verantwortlich für die Zahlungsunfähigkeit. Die aktuelle konjunkturelle Lage ist nur ein Faktor, der den Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen beeinflusst. Daneben gibt es unternehmensexogene und unternehmensendogene Ursachen für Firmenpleiten. Die Hauptursachen für Unternehmenspleiten sind nach wie vor das Ausbleiben neuer Aufträge bzw. Stornierung oder die Verschiebung bereits erteilter Aufträge. Zudem sorgen Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige Firmen weitere Unternehmen mit in die Insolvenz reißen. Nicht zu unterschätzen sind auch Fehler im Management, die dann das Unternehmen in die Pleite führen. Hinzu kommen Kriterien wie eine fehlende Unternehmensplanung, kein Controlling oder ein unzureichendes oder fehlendes Debitorenmanagement.
Quelle: CRIF Bürgel GmbH
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Dieser Artikel wurde am 25. Feb 2019 in der Kategorie BÜRGEL, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
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