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Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist in Deutschland weiterhin rückläufig. Im Jahr 2014 mussten 24.549 Unternehmen Insolvenz anmelden. Das entspricht einem Rückgang um 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Wir beobachten bei den Firmeninsolvenzen den fünften Rückgang in Folge und den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1999″, kommentiert Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die aktuellen Zahlen. Im Vergleich zum Jahr 2004 sank die Zahl um 37,3 Prozent. Vor zehn Jahren meldeten 39.123 Unternehmen eine Insolvenz an.
Ursachen sinkender Insolvenzzahlen im Jahr 2014
Hauptgrund für den erneuten Rückgang der Insolvenzzahlen ist die gefestigte Konjunktur. Treiber der deutschen Wirtschaft waren vor allem der private Konsum sowie die Exporte der Unternehmen. Die anhaltend gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, ein leichter Anstieg der Reallöhne sowie sinkende Energiekosten führten zu einem Anstieg des Konsums. Außerdem wuchsen die Exporte trotz eines problematischen weltwirtschaftlichen Umfeldes stärker als die Importe. „Zudem haben die Unternehmen durch günstige Finanzierungen gute Rahmenbedingungen“, so Dr. Sellin. Rückläufige Insolvenzzahlen bedeuten auch weniger Anschlussinsolvenzen durch sogenannte Dominoeffekte. Diese entstehen, wenn zahlungsunfähige Unternehmen auch bei anderen Firmen für Liquiditätsengpässe sorgen (z.B. durch nicht bezahlte Rechnungen) und im Extremfall diese mit in die Insolvenz treiben.
Anstieg der Firmeninsolvenzen im Jahr 2015 möglich
„Aktuell gehen wir für das Jahr 2015 von einem leichten Anstieg bei den Insolvenzzahlen aus. Möglich ist ein Anstieg um 1,5 – 2,0 Prozent“, prognostiziert Dr. Sellin. Basierend auf der Annahme einer Schwächung des inländischen Konsums und weiteren geopolitischen Risiken sind dieses Jahr bis zu 25.000 Firmenpleiten möglich. Die größten Gefahren für eine Prognose bestehen in der Entwicklung der Wirtschaft im Euroraum und einer möglichen Eskalation der politischen Krisen. Sollten sich aufgrund dieser nicht vorhersehbaren Entwicklungen die Exportaussichten verschlechtern, ist auch ein stärkerer Anstieg der Insolvenzen möglich. „Gegen Ende des 1. Halbjahres 2015 werden wir sehen, wie sich die Zahl der Firmeninsolvenzen 2015 entwickelt“, so Dr. Sellin.
Negative Entwicklungen im Insolvenzgeschehen 2014
Im Jahr 2014 gab es allerdings auch Entwicklungen, die die Euphorie eintrüben. Firmeninsolvenzen sind weiterhin ein Problem mit einer hohen volkswirtschaftlichen Relevanz. Die durch Insolvenzen verursachten Schäden beliefen sich 2014 auf knapp 26 Milliarden Euro. Zudem waren erneut über 100.000 Arbeitnehmer von der Insolvenz eines Unternehmens betroffen. Die größte Einzelinsolvenz im Jahr 2014 meldete mit knapp 6.800 Mitarbeitern die Verlagsgruppe Weltbild an. Trotz rückläufiger Zahlen (minus 14,6 Prozent) mussten viele Jungunternehmen Insolvenz anmelden (24,9 Prozent). Diese Firmen sind nur bis zu 2 Jahre am Markt aktiv und machen knapp ein Viertel am gesamten Insolvenzgeschehen in Deutschland aus.
Gründe für das Scheitern sind vorrangig in der Geschäftsidee zu sehen. Ist diese nicht marktfähig oder werden die Produkte nicht effizient hergestellt, hat das Unternehmen keine Überlebenschance und muss Insolvenz anmelden. Eine weitere Ursache liegt in den häufig schwierigen Finanzierungsmöglichkeiten der Jungunternehmen. Zudem machen den Gründern vor allem Marktveränderungen, strategische Fehlentscheidungen und mangelnde fachliche Kompetenz zu schaffen. Ein weiterer negativer Trend setzt sich auch 2014 fort. Die sogenannte Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) bleibt eine risikobehaftete Rechtsform. Im Vergleich zum Vorjahr steigen die Fallzahlen in diesem Segment um 13,7 Prozent auf 2.050 Fälle. Damit macht die UG mittlerweile 8,4 Prozent am Insolvenzgeschehen in Deutschland aus.
Ursachen von Firmeninsolvenzen
Die Gründe für Firmeninsolvenzen sind unterschiedlich ausgeprägt. In vielen Fällen gibt es nicht die eine Insolvenzursache, sondern es sind zahlreiche Auslöser gemeinsam verantwortlich für die Zahlungsunfähigkeit. Die folgenden Ursachen werden in der Praxis von Unternehmen als Insolvenzgründe genannt:
- mangelnde Kapitalausstattung (Eigenkapitalmangel/Finanzierungsschwierigkeiten)
- Konjunkturelle Lage, Strukturwandel
- Lohn- oder Verwaltungskosten
- Staatliche Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik
- Persönlicher/familiärer Bereich des Unternehmers; Teilhaberschwierigkeiten
- Falsche Markteinschätzung/mangelnde Wettbewerbsfähigkeit
- Fehlinvestitionen oder zu schnelle/zu langsame Kapazitätsausweitung
- Fehlerhafte Struktur/Organisation des Unternehmens/Standortprobleme
- schlechte Zahlungsmoral der Kunden
- Folgeinsolvenzen bzw. Dominoinsolvenzen treffen gleich mehrere Unternehmen
- Gründungs- oder Übernahmeschwierigkeiten
- Mängel in Kalkulation oder Buchführung
- Schwierigkeiten mit Lieferanten
- Mängel im Produktbereich (Qualität, Preis, Produkteigenschaften)
- Veraltete Technologie, nicht gelungene technische Umstellung
- Führungsprobleme
Firmeninsolvenzen nach Bundesländern: Nordrhein-Westfalen ist Insolvenzspitzenreiter
Beim Blick auf die einzelnen Bundesländern zeigen sich in Deutschland zum Teil große regionale Unterschiede. Die meisten Firmeninsolvenzen gab es in Nordrhein-Westfalen. Sowohl bei den absoluten Zahlen als auch bei den relativen Insolvenzen (Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen) belegt das flächenmäßig größte Bundesland die Spitzenposition. 8.059 bzw. 111 Firmen je 10.000 Unternehmen haben in Nordrhein-Westfalen 2014 eine Insolvenz angemeldet.
Aber auch Bayern (2.900 Firmeninsolvenzen), Niedersachsen (2.240), Baden-Württemberg (1.833) und Hessen (1.560) weisen im absoluten Vergleich hohe Werte auf. Am wenigsten Insolvenzen wurden im Jahr 2014 mit 270 Fällen in Bremen gemeldet.
Diese Reihenfolge der absoluten Insolvenzen je Bundesland ändert sich, wenn man die Firmendichte (Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) mit in die Analyse einbezieht. Nach Nordrhein-Westfalen (111) gab es in Bremen die meisten Firmeninsolvenzen (97 Insolvenzen je 10.000 Firmen). Es folgen Sachsen-Anhalt und Berlin (je 82), Schleswig-Holstein und Hamburg (je 81), das Saarland (79) und Niedersachsen (75). Die übrigen Bundesländer liegen unter dem Bundesdurchschnitt von 70 Firmeninsolvenzen je 10.000 Unternehmen. Allen voran Baden-Württemberg (40), Bayern (45) und Thüringen (52).
Prozentuale Veränderungen: Mehr Insolvenzen in fünf Bundesländern
In fünf Bundesländern steigen die Fallzahlen entgegen dem Bundestrend an. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnet Bremen mit 17,4 Prozent mehr Insolvenzen.
In Thüringen und Hamburg (je 2 Prozent mehr Insolvenzen), Berlin (1,5 Prozent) und Schleswig-Holstein (0,9 Prozent) steigen die Insolvenzzahlen nur gering an. Der deutlichste Rückgang im Jahr 2014 wurde in Sachsen-Anhalt registriert. Hier gab es 16,3 Prozent weniger Firmeninsolvenzen als noch vor einem Jahr. Aber auch Rheinland-Pfalz (minus 13,4 Prozent), Sachsen (minus 13 Prozent), Nordrhein-Westfalen (minus 12,9 Prozent), Hessen (minus 9,5 Prozent) und Baden-Württemberg (minus 9,3 Prozent) verzeichnen hohe Rückgänge.
Branchen: Rückgänge in allen Hauptwirtschaftsbereichen
Im Jahr 2014 ereigneten sich in allen Hauptbranchen Insolvenzrückgänge. Sowohl das Baugewerbe, das verarbeitende Gewerbe, der Handel, die Dienstleistungsbranche und die Logistik verzeichnen 2014 sinkende Insolvenzzahlen. Spitzenreiter bei den Branchen ist das Baugewerbe mit 97 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Den geringsten Anteil mit 44 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen hat das verarbeitende Gewerbe.
Firmeninsolvenzen nach Unternehmensalter: Weiterhin Jungunternehmen betroffen
Der Trend, dass viele junge Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, setzt sich auch 2014 fort. 6.102 zahlungsunfähige Unternehmen waren nicht länger als zwei Jahre am Markt. Positiv ist die Entwicklung, dass die Zahl der insolventen Unternehmen in diesem Segment um 14,6 Prozent zurückgegangen ist. Auch in allen weiteren Bereichen nach Unternehmensalter sind die Firmeninsolvenzzahlen rückläufig. Den geringsten Rückgang verzeichnen Unternehmen, die 9-10 Jahre am Markt aktiv waren (minus 2 Prozent).
Firmeninsolvenzen nach Rechtsform: Gewerbebetriebe und Einzelunternehmen sowie GmbHs mit dem größten Insolvenzanteil
40,6 Prozent (9.965 Fälle) aller Firmeninsolvenzen in Deutschland gehen auf das Konto von Einzelunternehmen und Gewerbebetrieben. Bei den GmbHs kam es 2014 zu 9.687 Insolvenzfällen (Anteil an der Insolvenzstatistik: 39,5 Prozent). Den mittlerweile drittstärksten Anteil von 8,4 Prozent (2.050 Fälle) am Firmeninsolvenzgeschehen in Deutschland macht die Rechtsform der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Insolvenzfälle bei dieser Rechtsform um 13,7 Prozent.
Quelle: BÜRGEL Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
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Dieser Artikel wurde am 21. Jan 2015 in der Kategorie BÜRGEL, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
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