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In der Branchenumfrage des Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) erwarten 78 Prozent der Inkassounternehmen eine weitere Verschlechterung des Zahlungsverhaltens bis Ende 2010.
Aktuell berichten bereits 43 Prozent der Befragten, dass sich die Rechnungstreue gewerblicher und privater Schuldner seit Herbst 2008 verschlechtert hat. Die vollen Auswirkungen der Rezession auf das Zahlungsverhalten seien voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr 2009 zu spüren, wenn mehr Insolvenzen und höhere Arbeitslosigkeit zu einer Verknappung der finanziellen Mittel bei Verbrauchern und Unternehmen führen würden.
Krise ist beim Privatschuldner angekommen
Denn die häufigsten Gründe, warum private Schuldner in Rückstand geraten oder Forderungen nicht begleichen, sind laut Frühjahrsumfrage Überschuldung (84 Prozent der Inkassounternehmen bestätigen das) und Arbeitslosigkeit (76 Prozent; Mehrfachnennungen waren möglich). Einen momentanen Liquiditätsengpass vor dem Hintergrund der Krise nennen 58 Prozent. 52 Prozent haben außerdem beobachtet, dass säumige Verbraucher ihre Rechnungen absichtlich nicht oder zu spät bezahlen.
Nur 10 Prozent der Umfrageteilnehmer machen die Angabe, dass das Bezahlen der fälligen Rechnungen schlicht vergessen worden sei. Vor dem Hintergrund steigender Arbeits- und Beschäftigungslosenzahlen und der zunehmenden Kreditzurückhaltung der Banken wird es nach Einschätzung des BDIU mittelfristig eher zu nachlassendem Konsum der Privatverbraucher kommen. Die zurzeit niedrige Teuerungsrate – insbesondere wegen der geringeren Kosten für Energie und Kraftstoffe – und die bisher aufgelegten Konjunkturprogramme würden hier nicht ausreichend kompensierend wirken.
Rund 3 Millionen Haushalte gelten in Deutschland als überschuldet. Das heißt, ihre Einnahmen reichen dauerhaft nicht aus, um ihre Ausgaben – etwa für Miete, Lebensmittel und das Bedienen bestehender Zahlungsverpflichtungen – zu decken. Sie alle könnten im Prinzip eine private Insolvenz anstreben. Die aktuellen Zahlen der privaten Insolvenzen zeigen hier deshalb nur die Spitze des Eisberges. Denn seit der Einführung der Verbraucherinsolvenz im Jahre 1999 haben erst gut 500.000 Privatpersonen einen Insolvenzantrag gestellt in der Erwartung, ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden. Dazu kommen noch einmal rund 300.000 Personen, die zum Beispiel als Gesellschafter und als ehemalige Selbstständige zahlungsunfähig geworden sind. Nach wie vor sind die rund 950 seriösen Beratungsstellen für Schuldner in der Trägerschaft der Verbraucher- und Wohlfahrtsverbände sowie der Kommunen nicht ausreichend. Denn vor der Antragstellung bei Gericht müssen Betroffene zunächst eine Einigung mit ihren Gläubigern versuchen. Dazu benötigen sie die Hilfe entweder eines Rechtsanwalts oder einer öffentlichen Schuldnerberatungsstelle. Betroffene warten zurzeit meistens mehrere Monate auf einen ersten Beratungstermin. Allerdings stellen die Inkassounternehmen auch fest, dass es sich bei vielen Privatinsolvenzen zunehmend um sogenannte Nullpläne handelt: Die Gläubiger gehen dabei gänzlich leer aus.
Quelle: Pressemeldung BDIU (Bundesverband Deutscher Inkasso Unternehmen), Berlin
Schlagwörter: bdiu bundesverband inkasso, berlin, finanzkrise, insolvenz, privatverschuldung, schulden, zahlungsverzug
Dieser Artikel wurde am 29. Mai 2009 in der Kategorie Blog, Inkasso Deutschland, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
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