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Was sind die Hauptursachen für Insolvenzen in der aktuellen Wirtschaftslage?
Die Unternehmen stehen weiterhin vor erheblichen Herausforderungen, darunter vor allem hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme, geopolitische Unsicherheiten und anhaltende Inflation. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher aufgrund erhöhter Kosten hat zu einer Verringerung ihres verfügbaren Einkommens geführt, was sich wiederum negativ auf die Unternehmen auswirkt. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Firmen zusätzlich. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen wird zudem negativ durch gestiegene Produktionskosten, höhere Personalausgaben und hohe Zinsen beeinflusst. In der Summe führt das Vorhandensein nicht nur einer, sondern mehrerer parallel verlaufender Krisen zu mehr finanzieller Instabilität bei den Unternehmen.
Wie unterscheiden sich die Insolvenztrends im Vergleich zu den Vorjahren?
Derzeit haben über 300.000 Unternehmen in Deutschland finanzielle Probleme. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF zur Zahlungsfähigkeit und Überschuldung von Firmen in Deutschland.
Für die Analyse hat CRIF knapp 3 Millionen Unternehmen in Deutschland hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit bzw. Finanzkraft untersucht. Dazu gehören u.a. Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Umsatzzahlen, Zahlungserfahrungen oder gerichtliche Negativmerkmale.
Die Zahl der Unternehmen mit einer schwachen Bonität steigerte sich 2023 laut CRIF im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozent. Demnach haben derzeit 305.667 Unternehmen bzw. 10,1 Prozent der Firmen in Deutschland ein erhöhtes Insolvenzrisiko. Die Firmeninsolvenzen aus dem Jahr 2023 zählen dabei nicht zu den aktuell insolvenzgefährdeten Unternehmen.
Für das Jahr 2023 geht CRIF von 17.900 Firmeninsolvenzen aus. Das entspricht einem Anstieg von 22,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (2022: 14.578).
Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 liegt derzeit bei bis zu 19.500 Firmeninsolvenzen. Der Durchschnitt seit 1999 beträgt knapp 26.200 Firmeninsolvenzen pro Jahr, wobei im bisherigen Rekordjahr 2003 die Zahl bei 39.320 lag.
Hinzu kommen Geschäftsaufgaben. Für einige Unternehmen ist die wirtschaftliche Lage so schlecht, dass sie keine Zukunft mehr sehen und ihr Geschäft aufgeben, noch bevor sie in eine Insolvenz geraten. Gerade für viele kleine Unternehmen ergibt eine Fortführung in der aktuellen Situation keinen Sinn.
Welche Branchen sind aktuell am stärksten von Insolvenzen betroffen?
Der Trend der letzten Jahre, dass vor allem kleine Unternehmen Insolvenzgefährdet sind, hat sich auch 2023 bestätigt. 81 Prozent der insolventen Unternehmen hatten nicht mehr als 5 Mitarbeiter. Bei Firmen, die 51 oder mehr Angestellte haben, liegt der Anteil nur noch bei 3,3 Prozent.
Auch wenn die steigende Anzahl an Großinsolvenzen zu weiteren Insolvenzen führen kann. In einigen Fällen werden Dominoeffekte dafür sorgen, dass zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt weitere Unternehmen mit in die Insolvenz ziehen.
Wie können Unternehmen das Risiko einer Insolvenz minimieren?
Unternehmen minimieren Insolvenzrisiken durch umfassendes Risikomanagement. Dabei ist insbesondere eine gründliche finanzielle Analyse wichtig, um Schwachstellen in der Liquidität oder im Cashflow zu identifizieren. Wie unsere Daten zu insolvenzgefährdeten Unternehmen zeigen, sind bestimmte Regionen und Branchen stärker betroffen als andere. Eine entsprechende Diversifikation der Kundenstruktur kann vor konjunkturellen Einflüssen schützen. Einem effizienten Kostenmanagement kommt in der aktuellen wirtschaftlichen Situation eine besondere Rolle zu. Frühwarn-, sogenannte Monitoring-Systeme, helfen dabei, wirtschaftliche Risiken oder Veränderungen im Zahlungsverhalten von Kunden und Lieferanten frühzeitig zu erkennen.
Die Integration dieser Maßnahmen schafft eine ganzheitliche Strategie, die Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des dynamischen Wirtschaftsumfelds macht.
Wie sollten Unternehmen mit drohenden Insolvenzen umgehen?
Unternehmen, die mit drohenden Insolvenzen konfrontiert sind, sollten sofort proaktiv handeln. Eine schnelle finanzielle Analyse ist entscheidend, um Ursachen zu ermitteln. Sofortige Maßnahmen wie Liquiditätsmanagement und breit angelegte Programme zur Kosteneinsparung sind unumgänglich. Kommunikation mit Gläubigern und Stakeholdern ist essenziell, um Vertrauen zu erhalten. Ein strategischer Restrukturierungsplan, der Geschäftsmodelle überdenkt, ist unabdingbar. Professionelle Beratung und Verhandlungen mit Gläubigern können eine geordnete Sanierung ermöglichen. Unternehmen müssen flexibel agieren, rasch Entscheidungen treffen und den Fokus auf die Umsetzung überlebenswichtiger Maßnahmen legen.
Welche Anzeichen für eine Insolvenz gibt es?
Es gibt in der Praxis typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre Situation von Unternehmen hinweisen, etwa wenn eine schlechtere Zahlungsmoral, ein verändertes Bestellverhalten oder eine häufige Änderung in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung auftreten. Indikatoren sind aber auch, wenn Zahlungen durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert, mündliche Zusagen gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden. Zudem leisten sich die betroffenen Unternehmen keine Neuanschaffungen mehr und nutzen veraltete Produktionsanlagen. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage liefert auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).
Quelle: aktuelle Studie von CRIF Partner Gera
Schlagwörter: crif, firmeninsolvenz, firmenpleite, insolvenz, Studie
Dieser Artikel wurde am 29. Jan 2024 in der Kategorie CRIF, Inkasso Deutschland, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
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