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1. Einleitung: Privatinsolvenzen sinken in Deutschland um 1,4 Prozent
Die Privatinsolvenzen in Deutschland sind weiterhin rückläufig. Im 1. Halbjahr 2019 mussten 42.235 Verbraucher eine Insolvenz anmelden – so wenig wie seit 2004 nicht mehr. Die Zahl der Privatpleiten verringerte sich damit um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2018: 42.846). Zu diesem Ergebnis kommt der Informationsdienstleister CRIFBÜRGEL in der neuen Studie „Schuldenbarometer 1. Halbjahr 2019″.
Im Vergleich zum Insolvenzrekordjahr 2010, als 69.417 Privatpersonen in den ersten sechs Monaten des Jahres eine Insolvenz anmelden mussten, sind die Fallzahlen damit um 39,1 Prozent gesunken.
Für das gesamte Jahr 2019 rechnet CRIFBÜRGEL derzeit mit bis zu 88.000 Privatinsolvenzen in Deutschland und damit auf Jahressicht mit dem neunten Rückgang in Folge (Jahr 2018: 88.995).
„Der erneute Rückgang der Privatinsolvenzen liegt an der weiterhin niedrigen Arbeitslosenquote in Deutschland. Die Binnenkonjunktur hat sich dank steigender Löhne und einer positiven Situation auf dem Arbeitsmarkt gerade in den letzten Jahren gut entwickelt“, sagt CRIFBÜRGEL Geschäftsführer Christian Bock.
„Dennoch ist die Trendumkehr bei den Privatinsolvenzen eingeleitet. Für 2020 erwarten wir wieder mehr private Insolvenzen in Deutschland. Die konjunkturelle Schwächephase hinterlässt langsam auch am Arbeitsmarkt leichte Spuren. Da in den Insolvenzstatistiken vor allem die Vergangenheit abgebildet wird, sie gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel sind, werden diese Entwicklungen auch erst 2020 einen Einfluss auf die Insolvenzzahlen haben“, so Bock.
Grundsätzlich gibt es sechs Hauptursachen, die die Betroffenen in eine finanziell prekäre Lage führen und damit eine Privatinsolvenz auslösen können. Zu den Gründen gehören Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, unwirtschaftliche Haushaltsführung, Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung beziehungsweise Trennung und Krankheit.
Der überwiegende Teil der Privatpersonen in einer Insolvenz hat vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften. Die Durchschnittsschuldenhöhe der Betroffenen liegt in der Summe bei rund 30.000 Euro.
2. Privatinsolvenzen nach Altersklassen: Anstieg der Privatinsolvenzen in drei Altersgruppen
In drei Altersgruppen steigen die Privatinsolvenzen bereits an. So mussten in der Altersgruppe der 31-bis 40-Jährigen 11.308 und damit 2,3 Prozent mehr Bundesbürger als vor einem Jahr eine private Insolvenz anmelden (1. Halbjahr 2018: 11.057). Nach zwei Jahren sinkender Fallzahlen steigen auch die Privatinsolvenzen in der Altersgruppe 61 Jahre und älter wieder an. So stiegen die Privatpleiten bei den älteren Bundesbürgern um 2,2 Prozent auf 4.795 Fälle (Anteil am Insolvenzgeschehen: 11,4 Prozent). Ursachen für eine Privatinsolvenz im Alter resultieren aus dem problematischen Arbeitsmarkt in der Vergangenheit und dem Wandel der Erwerbsformen. Dazu zählt beispielsweise die Zunahme von Niedriglohnbeschäftigung und in der Folge eine entsprechend geringe Altersrente. Dass die Renten nicht ausreichen, beruht in vielen Fällen auch auf einer Erwerbsbilanz mit Unterbrechungen. Das Risiko einer Privatinsolvenz im Alter wird zudem durch hohe Kosten im Krankheitsfall erhöht. Zu den Betroffenen von Privatinsolvenzen in der Altersgruppe „61 Jahre und älter“ zählen auch ehemals Selbstständige, da bei ihnen die Altersvorsorge aufgrund der fehlenden Pflicht häufig auf der Strecke bleibt.
Diese Entwicklungen in Verbindung mit dem demografischen Wandel werden dazu führen, dass künftig eine immer größer werdende Bevölkerungsgruppe vor finanziellen Problemen im Alter stehen wird.
Überraschend angestiegen sind auch die Privatinsolvenzen in der Altersgruppe der 51 bis 60-Jährigen. Auch in dieser Gruppe stiegen die Fallzahlen um 2,2 Prozent auf 8.555 Privatinsolvenzen.
In der Summe machen die beiden ältesten Altersgruppen 31,6 Prozent (13.350 Privatinsolvenzen absolut) am Insolvenzgeschehen in Deutschland aus. Mit anderen Worten: Nahezu jede dritte Privatinsolvenzen in Deutschland wird von einem Bundesbürger angemeldet, der mindestens 51 Jahre alt ist.
In den drei übrigen Altersgruppen sind die Privatinsolvenzen rückläufig. Bei den 18-20-Jährigen gab es mit 14 Prozent weniger Privatinsolvenzen den größten Rückgang.
3. Privatinsolvenzen nach Bundesländer: Der Norden ist Insolvenzhochburg
Ein Trend bei den Privatinsolvenzen setzt sich auch im 1. Halbjahr 2019 fort: Der Norden bleibt die Insolvenzhochburg in Deutschland. Am meisten Privatpleiten gab es in den ersten sechs Monaten in Bremen. Auf 100.000 Bürger gerechnet waren 83 zahlungsunfähig. Es folgt ein Nord-Süd-Gefälle: Die weiteren Insolvenzspitzenreiter sind Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit je 74 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner und Hamburg (69). Der Bundesdurchschnitt liegt im 1. Halbjahr 2019 bei 51 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. Über dem Schnitt rangieren auch die Bundesländer Sachsen-Anhalt (68), Saarland (66), Mecklenburg-Vorpommern (64), Brandenburg (60), Nordrhein-Westfalen (57) und Berlin (54). Am wenigsten Privatinsolvenzen meldeten im 1. Halbjahr 2019 Bayern (32 Fälle je 100.000 Einwohner), Baden-Württemberg (35) und Thüringen (45).
In der Statistik der absoluten Privatinsolvenzzahlen stehen mit Nordrhein-Westfalen (10.162), Niedersachsen (5.871) und Bayern (4.165) zugleich die bevölkerungsreichsten Bundesländer an der Spitze.
4. Prozentuale Veränderungen: Sachsen-Anhalt mit dem stärksten Anstieg
Auch wenn es bundesweiten Rückgang der Privatinsolvenzen von 1,4 Prozent gab, stiegen die Fallzahlen in neun Bundesländern an. Allen voran Sachsen-Anhalt mit einem Anstieg von 8,3 Prozent. Deutlich mehr Privatpleiten als vor einem Jahr gab es zudem in Niedersachsen und Bremen (je plus 7,2 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (plus 6,3 Prozent).
Thüringen (minus 15,1 Prozent) und Bayern (minus 14,5 Prozent) meldeten hingegen zweistellige Rückgänge. Deutlich weniger Privatpleiten gab es hingegen auch im Saarland (minus 7,9 Prozent), Hamburg (7,8 Prozent) und in Baden-Württemberg (minus 7,6 Prozent).
5. Privatinsolvenzen nach Geschlecht: Weiterhin mehr Männer als Frauen von einer Privatinsolvenz betroffen
Der Trend der letzten Jahre, dass in Deutschland eher Männer eine Privatinsolvenz anmelden müssen als Frauen, setzte sich auch 2019 fort. 58,6 Prozent (24.757) aller Privatpleiten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 betreffen Männer. Auch im relativen Vergleich der Geschlechter sind die Männer führend. Auf 100.000 Männer entfielen im 1. Halbjahr 2019 60 Privatinsolvenzen. Demgegenüber stehen 43 Privatpleiten je 100.000 weibliche Einwohner. Allerdings stiegen die Privatinsolvenzen der Frauen im 1. Halbjahr um 0,3 Prozent an.
Der Hauptgrund dafür, dass mehr Männer eine Privatinsolvenz anmelden als Frauen, liegt darin, dass der Mann in vielen Familien weiterhin als Hauptverdiener und Haushaltsverantwortlicher gilt. Dieser kommt im Falle einer Überschuldung innerhalb der Familie für diese auf und meldet eine Privatinsolvenz an.
Quelle: CRIF Bürgel GmbH
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Dieser Artikel wurde am 05. Okt 2019 in der Kategorie BÜRGEL, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
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