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1. Einleitung: Siebter Rückgang in Folge bei den Privatinsolvenzen
Die Privatinsolvenzen sind 2017 das siebte Mal in Folge zurückgegangen. Im vergangenen Jahr mussten 94.079 Privatpersonen eine Insolvenz anmelden – so wenige wie seit 2004 nicht mehr. Damit verringerten sich die Privatpleiten im Vergleich zum Jahr 2016 um 6,8 Prozent (2016: 100.984). So lauten die zentralen Ergebnisse der CRIFBÜRGEL Studie „Schuldenbarometer 2017″. Im Vergleich zum bisherigen Insolvenzrekordjahr 2010, als 139.110 Privatpersonen eine Insolvenz anmelden mussten, sind die Fallzahlen 2017 um 34,4 Prozent gesunken.
Hauptursache für den erneuten Rückgang bei den Verbraucherinsolvenzen ist die weiterhin günstige Situation der Privatpersonen. Sie profitieren von verbesserten Arbeitsmarktbedingungen mit sinkender Arbeitslosigkeit und steigenden Löhnen.
„Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Einkommensverschlechterung ist Haupttreiber für eine Privatinsolvenz. Die Formel für weniger Privatpleiten ist daher einfach. Ein Anstieg der Beschäftigtenzahlen führt zu einem Rückgang der Privatinsolvenzen“, begründet CRIFBÜRGEL Geschäftsführerin Ingrid Riehl den Rückgang der Insolvenzen. Ein Anstieg der finanziellen Belastungen der Verbraucher, etwa durch eine Verschlechterung der Situation auf dem Arbeitsmarkt oder eine Zinswende, würde hingegen zu einem Anstieg der Privatinsolvenzen führen“, so Riehl. Ein weiterer Grund für weniger Privatinsolvenzen ist methodischer Natur seitens der Betroffenen. So sehen viele überschuldete Bürger, die ein Pfändungsschutzkonto nutzen, keine Notwendigkeit, eine Privatinsolvenz anzumelden. Dies ist dann der Fall, wenn das monatliche Einkommen so gering ist, dass es unter dem pfändbaren Betrag liegt.
Für das Gesamtjahr 2018 rechnet CRIFBÜRGEL aufgrund der weiterhin günstigen Rahmenbedingungen für die Privatpersonen mit einem weiteren Rückgang der Privatpleiten auf 90.000 Fälle (minus 4,3 Prozent).
2. Vergleich der Bundesländer: Bremen und Saarland sind Insolvenzhochburgen
Bremen war 2017 erneut Insolvenzhochburg. Auf 100.000 Bürger gerechnet waren 199 zahlungsunfähig. Beim Vergleich der Bundesländer liegt das Saarland mit 161 Insolvenzen auf Platz zwei. Es folgt das bekannte Nord-Süd-Gefälle bei den Privatinsolvenzen. Niedersachsen und Hamburg (je 155 Insolvenzen je 100.000 Einwohner) sowie Schleswig-Holstein (149) liegen über dem Bundesdurchschnitt (114). Über diesem rangieren auch Sachsen-Anhalt (148), Mecklenburg-Vorpommern (134), Brandenburg (131), Nordrhein-Westfalen (127) und Berlin (124).
Am wenigsten Privatinsolvenzen meldete im Jahr 2017 Bayern (78 Fälle je 100.000 Einwohner). Ebenfalls niedrige Werte – bezogen auf die Einwohnerzahl – lieferten Baden-Württemberg (80) und Hessen (93).
In der Statistik der absoluten Privatinsolvenzzahlen stehen mit Nordrhein-Westfalen (22.802), Niedersachsen (12.394) und Bayern (10.099) zugleich die bevölkerungsreichsten Bundesländer an der Spitze.
3. Städteranking: In Gelsenkirchen gibt es die meisten Pleiten
Das Insolvenz-Ranking der 30 größten Städte führt Gelsenkirchen mit 255 Pleiten je 100.000 Einwohner an. Ebenfalls viele Privatinsolvenzen meldeten auch Mannheim (247 je 100.000 Einwohner), Kiel (211) und Mönchengladbach (195). Am wenigsten Privatinsolvenzen gab es im Städtevergleich wie schon 2016 in Stuttgart. In der Hauptstadt Baden-Württembergs wurden 70 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner gemeldet. Dahinter rangieren Dresden (87), München (88) und Bonn (90).
4. Prozentuale Veränderungen: In Thüringen und Berlin steigen die Privatinsolvenzen an
Einzig in Thüringen (plus 2,9 Prozent) und Berlin (plus 2,8 Prozent) stiegen die Privatinsolvenzen im Jahr 2017 an. In allen anderen Bundesländern waren die Privatpleiten rückläufig. In Hessen (minus 17,7 Prozent), Sachsen (minus 13,9 Prozent), Bayern (minus 10,2 Prozent) und Baden-Württemberg (minus 10 Prozent) sanken die Privatinsolvenzen zweistellig. Deutlich zurück gingen die Verbraucherpleiten auch in Niedersachsen (minus 8,5 Prozent), im Saarland (minus 7,4 Prozent) sowie in Sachsen-Anhalt (minus 6,7 Prozent).
5. Privatinsolvenzen nach Geschlecht: Weiterhin mehr Männer als Frauen von einer Privatinsolvenz betroffen
Der Trend der letzten Jahre, dass in Deutschland eher Männer eine Privatinsolvenz anmelden müssen als Frauen, setzte sich auch 2017 fort. 59 Prozent (55.518) aller Privatpleiten im Jahr 2017 betreffen Männer. Auch im relativen Vergleich der Geschlechter sind die Männer führend. Auf 100.000 Männer entfielen 2017 136 Privatinsolvenzen. Demgegenüber stehen 92 Privatpleiten je 100.000 weibliche Einwohner.
Der Hauptgrund dafür, dass mehr Männer eine Privatinsolvenz anmelden als Frauen, liegt darin, dass der Mann in vielen Familien weiterhin als Hauptverdiener und Haushaltsverantwortlicher gilt. Dieser kommt im Falle einer Überschuldung innerhalb der Familie für diese auf und meldet eine Privatinsolvenz an.
6. Privatinsolvenzen nach Alter: In allen Altersklassen sinken die Pleiten
Der positive Trend sinkender Privatinsolvenzen zeigt sich auch bei der Analyse der Altersklassen. Die stärksten Rückgänge gab es in der jüngsten Altersgruppe der 41- bis 50-Jährigen (minus 11,5 Prozent) sowie bei den 18- bis 20-Jährigen (minus 10,1 Prozent). Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen haben Bürger zwischen 31 und 40 Jahren. In dieser Altersklasse mussten 25.771 Privatpersonen eine Insolvenz anmelden (Anteil am Insolvenzgeschehen: 27,4 Prozent). Ein Trend der letzten Jahre scheint vorerst gestoppt. Nach zuvor fünf Anstiegen in Folge sind erstmals auch die Insolvenzen in der Altersgruppe 61 Jahre und älter rückläufig (minus 8,2 Prozent).
7. Ursachen der Privatinsolvenz: Sechs Hauptgründe für eine Verbraucherinsolvenz
In den meisten Fällen wird einer der sechs Hauptüberschuldungsgründe als Ursache für eine Privatinsolvenz genannt. Zu den Gründen gehören Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, unwirtschaftliche Haushaltsführung, Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung beziehungsweise Trennung und Krankheit.
Der überwiegende Teil der Privatpersonen in einer Insolvenz hat vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften. Die Durchschnittsschuldenhöhe der Betroffenen liegt in der Summe bei rund 32.000 Euro.
Quelle: CRIF Bürgel GmbH
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Dieser Artikel wurde am 21. Mrz 2018 in der Kategorie BÜRGEL, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
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