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Der Neubau des Bayerischen Inkasso Dienstes BID in Coburg ist fertiggestellt. Nach den Plänen des Architekturbüros ARCHI VIVA, Coburg, wurden in zweijähriger Bauzeit ein offenes Parkhaus mit 140 Stellplätzen und ein zukunftsweisendes Verwaltungsgebäude für 160 Mitarbeiter erstellt.
Die BID Unternehmensgruppe mit Hauptsitz im oberfränkischen Coburg bietet ein Komplettsystem im Forderungs- und Risikomanagement, mit Wirtschaftsauskünften und Bonitätsprüfungen von Unternehmen und Privatpersonen sowie klassischem und papierlosem Inkasso, weltweit, individuell und online. Erst 1996 war die Firmenzentrale um einen Neubau mit 800 Quadratmetern Bürofläche erweitert worden. Seither stieg die Zahl der BID-Angestellten von 85 auf über 180. Nun bietet der Neubau mit einer Nutzfläche von rund 2050 Quadratmetern, Raum für weitere 160 Beschäftigte. Laut Heinz Bittermann, BID-Vorstandsvorsitzender, ist ein so drastischer Personalaufbau kurzfristig aber nicht beabsichtigt. „Wir bauen für die Zukunft.“ Ein weiteres Firmenwachstum werde sich deshalb auch im Personalaufbau wiederspiegeln.
Auf dem Grundstück des Büroneubaus stand ein denkmalgeschütztes Wohn- und Gasthaus, das für einen geplanten Ausbau der Bundesstraße abgerissen wurde. Das Restgrundstück konnte für den Neubau erworben werden. Die Planung des Gebäudes auf dem leicht geneigten Grundstück gestaltete sich schwierig, weil es noch keine konkreten Aussagen des Straßenbauamts für die zukünftige Straßenführung gab. Anschlusshöhen und Außenanlagen mussten so geplant werden, dass sie auch nach dem Straßenausbau noch funktionieren. Auch das vorgegebene Raumprogramm, das eine Verdoppelung der Arbeitsplätze am Firmenstammsitz vorgab, ließ keine großen Spielräume, da es unter Einhaltung aller behördlichen Auflagen eine fast vollständige Bebauung des Grundstücks erforderlich machte.
Nach Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde der ursprüngliche Entwurf, ein liegendes Hochhaus zu bauen, verworfen, und die Baumasse neu gegliedert. Das Ergebnis sind zwei rechtwinklig zueinander stehende Kuben, die in Proportion und Fassadenteilung der benachbarten spätklassizistischen Villa ähneln. Merkmale der Villa wie Souterraingeschoss oder Mittelrisalit wurden für den Neubau neu interpretiert und sind in den Entwurf eingeflossen.
Geräusche werden geschluckt
Ein gläserner Zwischenbaukörper, der aus der Fassadenflucht hervortritt, gliedert das Gebäude. In ihm befinden sich talseitig Besprechungsräume und zum Innenhof hin das Treppenhaus. Dieses komplett transparente Bauteil aus Stahl und Glas kontrastiert die Lochfassade der Hauptbaukörper. Das Gebäude betritt man über eine Brücke vom Innenhof aus. Man gelangt in das verglaste Treppenhaus. Von dort erschließen sich je Geschoss drei Gruppenbüros, die bei Bedarf auch getrennt vermietet werden könnten. Das Erd- und 1. Obergeschoss sind von der Nutzung und Raumaufteilung identisch. Sie sind für jeweils 64 Mitarbeiter ausgelegt und bieten neben idealen Arbeitsbedingungen einen spektakulären Ausblick zur Veste Coburg. Eine Besonderheit des Gebäudes erlebt man beim Betreten der Büroräume. Die Raumakustik ist darauf ausgelegt, Geräusche, die beim Telefonieren stören, zu schlucken. Außergewöhnlich ist dabei der Rückgriff auf akustisch hinterlegte Wandbespannungen, die anstelle üblicher Putzoberflächen oder Tapeten vollflächig die Außenwände bekleiden. Hierfür wurden von dem Architekturbüro ARCHI VIVA Fotos von gestapeltem Papier als Motive für die Wände gemacht und auf schwer entflammbaren textilen Dekostoff gedruckt. Für die Montage an den unbehandelten Betonbauteilen der Außenwand wurden Inframe-Alurahmen verwendet. Sie haben den Vorteil, dass die Motive rahmenlos in Erscheinung treten und der Stoff zu Reinigungszwecken zerstörungsfrei abgenommen werden kann. Die Verwendung eines solches Systems als ausschließliche Wandbekleidung und nicht nur als „Bild“ auf der Wand dürfte bisher einmalig bei Bürogebäuden sein. Im Souterrain befindet sich eine Cafeteria, die von allen Mitarbeitern als Pausenraum genutzt wird. Die Hanglage ermöglicht dort bodentiefe Fenster und vorgelagerte Terrassen. Bei der Gestaltung des Pausenraums wurde von den Architekten großer Wert auf eine entspannende fröhliche Atmosphäre gelegt. Die Materialien Holz und Naturstein tragen neben den aufgelockerten Decken-Akustiksegeln zu der angenehmen Ausstrahlung des Raums bei. Auch hier wurden die Wände mit den akustisch wirksamen Wandbespannungen versehen.
Das vom Architekturbüro gewählte Grasmotiv führt zu einem ungewöhnlichen, fröhlichen Perspektivenwechsel. Im Konzept der Architekten ist berücksichtigt, den Jahreszeiten entsprechend die Motive mit Osterhasen oder Weihnachtsmännern zu ergänzen, was allen Besuchern des Pausenraums ein Lächeln beschert. Vom obersten Geschoss mit den Büros der Geschäftsführer kann man die großzügige Dachterrasse betreten. Ein Luxus der sich ergab, weil der Neubau zur Villa hin ein Geschoss niedriger ist.
Das auf den ersten Blick hervorstechendste Merkmal ist die strahlend weiße Fassade der kubischen Baukörper. Die rein weiße Farbe wird durch emailliertes Glas mit Scheibengrößen bis 3,00 x 1,30 Meter gewährleistet. Der sonst durch Lichtbrechung verursachte Grünstich konnte durch den Einsatz von Weißglas vermieden werden. Der Einsatz von emailliertem Glas als Fassadenbekleidung an stark befahrenen Straßen hat sich bereits bei anderen Bauvorhaben der Architekten bewährt. Der Instandhaltungsaufwand einer solchen Fassade ist vergleichsweise gering.
Die Fenster der Lochfassade sind eine Neuentwicklung speziell für dieses Bauvorhaben. Die Drei-Scheiben-Isolierverglasung ist so als Stufenglas auf den Holzrahmen geklebt, dass die Fenster von außen vollkommen flächenbündig sind. Sie verfügen über einen hervorragenden Schallschutz und Wärmedämmwert. Außerdem gibt es keine Fugen und Kanten in denen sich Schmutz ablagern kann.
Das gesamte Gebäude wird über 59 Bohrpfähle mit Energie für Heizung und Kühlung versorgt. Die 90 Zentimeter starken und zehn Meter tiefen Bohrpfähle sind aufgrund der inhomogenen Baugrundverhältnisse statisch erforderlich. Sie wurden mit 1,2 Kilometer PE HD Rohren in den Bewehrungskörben ausgestattet. Ein thermischer Respons Test ergab, dass über die Energiepfähle das Gebäude zu 70 Prozent mittels Geothermie beheizt werden kann.
Eine Kühlfunktion mit der aus dem Erdreich gewonnenen Energie ist ebenfalls vorgesehen. Dabei wird hier eine passive Kühlung angestrebt. Das bedeutet, dass das Solewasser direkt über Plattenwärmetauscher und dem Pufferspeicher dem System zugeführt wird. Im aktiven Kühlfall erfolgt die Kälteerzeugung über die Sole-/Wasserwärmepumpe. Die Abwärme der Wärmepumpe und der gekühlten Serverräume wird dem Erdreich als Speicher wieder zugeführt, um sie für den Winter mit Wärmeenergie aufzuladen.
Die Grundvoraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb der Wärmepumpe sind effektive großflächige Heiz- und Kühlflächen, deshalb werden die Büroräume vollflächig über Heiz-/Kühldecken versorgt. Diese gelochten Metall- Langfeldakustikplatten mit entsprechenden Heiz- und Kühlregistereinheiten sorgen nicht nur für angenehme Strahlungswärme und vollkommen geräusch- und zugfreie Raumkühlung, sondern tragen auch positiv zur Raumakustik bei.
Die Belüftung der Arbeitsräume erfolgt manuell über Fensterlüftung. Dies entspricht am ehesten dem Wunsch der Mitarbeiter und senkt Folgekosten für Wartung und Energieverbrauch. Die Architektur des Bürogebäudes ist darauf abgestimmt. Die Geometrie der Räume und die Anordnung der Erschließungsflächen sind so geplant, dass eine freie Lüftung der Büroräume möglich ist.
Tageslicht sorgt für freundliche Beleuchtung
Alle Räume sind mit Präsenzmeldern und Tageslicht geregelter Beleuchtung ausgestattet. Beim Verlassen der Büros schaltet sich die Beleuchtung
zeitverzögert aus. Die Beleuchtungsstärke wird automatisch geregelt, so dass abhängig vom Tageslichteinfall immer eine gleichmäßige blendfreie Beleuchtung des Arbeitsplatzes garantiert ist. Die Gebäude-, Mess- und Regeltechnik ist durch ein EIB-System vernetzt. Dies gewährleistet einen sinnvollen und wirtschaftlichen Betrieb der einzelnen Bestandteile der Gebäudetechnik. Das Ineinandergreifen von Kühlung, Heizung, Sonnenschutz, und Beleuchtung trägt zur Senkung der Betriebskosten bei und führt in Verbindung mit dem Klimakonzept zu einer hohen Wirtschaftlichkeit des Bürogebäudes.
Ein Gestaltungsmerkmal des Gebäudes ist der außen liegende Sonnenschutz. Die massiven Metallschiebeläden sind gegenüber normalen Behängen wesentlich windstabiler. Das ständige Auf und Abfahren des Sonnenschutzes bei Wind findet nicht statt. Der sommerliche Wärmeschutz ist gewährleistet und nachts können Fenster hinter dem Schutz der Schiebeläden zur Auskühlung der Räume gekippt werden.
Alles in allem haben die Architekten ihr Ziel erreicht. Ein Zufriedener Bauherr und zufriedene Nutzer. LUTZ WALLENSTEIN
Quelle: Bayerische Staatszeitung München, Ausgabe vom 13.04.2012
Schlagwörter: bauindustrie, bayern, coburg, erfolg, Handwerk, inkassounternehmen, neubau, Presse, wachstum
Dieser Artikel wurde am 18. Apr 2012 in der Kategorie BID-Intern, E-Commerce, Handwerk, Inkasso Deutschland, Krankenhaus-Klinik-Arzt, Presse, Spedition-Logistik veröffentlicht.
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