News
COBURG – Statt die Ausgaben für externe Dienstleister zu reduzieren, setzen Unternehmen in Krisenzeiten vermehrt auf das Gegenteil: Outsourcing boomt. Tatsächlich zeigt die Statistik für 2009 einen Anstieg der Ausgaben für IT- und Business Process Outsourcing (BPO) um mehr als sieben Prozent, während zeitgleich das gesamte Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent zurückging. Der Nachfrageschub allein nach Business Process Outsourcing, also dem Auslagern von Geschäftsprozessen, ist weltweit betrachtet noch signifikanter. Er wuchs 2009 um mehr als neun Prozent.
Outsourcing ist ein Spezialfall der Entscheidung über Eigen- oder Fremdfertigung und damit besonders in Krisenzeiten brisant, denn die Abgabe von Geschäftsprozessen ist immer mit Zahlungen an externe Dienstleister verbunden. Dennoch wird Outsourcing als probates Mittel gesehen, schnell aus der Krise zu kommen. Tatsächlich gibt es dafür eine Reihe von Gründen. Es gilt, vornehmlich Supportprozesse auszulagern, die nicht wettbewerbsdifferenzierend sind. Die Auslagerung ermöglicht so eine Konzentration auf das Kerngeschäft und steigert so die Effizienz, die Effektivität und damit letztlich den geschäftlichen Erfolg des auslagernden Unternehmens.
Zugleich kann der BPO-Dienstleister, dessen Kerngeschäft die ausgelagerten Supportprozesse sind, durch Standardisierung und Zentralisierung der eigenen Kernprozesse eine effiziente Kostenoptimierung mit einer geringeren Fehlerrate erreichen. Der externe Prozess ist erfolgreicher, das auslagernde Unternehmen schlanker. Die so erzielte Kostensenkung verschafft Liquidität durch Freisetzung interner Ressourcen und noch einmal durch die höhere Effizienz des Anbieters. Im Bereich Forderungsmanagement bewirken die Skalenvorteile eines großen Anbieters zusätzlich einen schnelleren Kapitalrückfluss, der wiederum einen Gewinn an Liquidität bedeutet.
Definition „Outsourcing“:
Die Abgabe von Unternehmensaufgaben und
-strukturen an Drittunternehmen. Outsourcing
ist eine spezielle Form des Fremdbezugs
von bisher intern erbrachter Leistung, wobei
Verträge die Dauer und den Gegenstand der
Leistung fixieren.
Pluspunkte und mögliche Fehler beim Outsourcing
Zugleich werden durch die Prozessauslagerung Betriebsrisiken auf den BPO-Dienstleister übertragen. Eine Rolle spielen Faktorkosten, das Mengenrisiko sowie das Haftungs- und Bilanzrisiko. Unter dem Strich geht es darum, strategisch handeln zu können, ohne sich operativ zu belasten.
Auf der anderen Seite gibt es auch Risiken, die mit Outsourcing verbunden sind. So droht etwa ein Abhängigkeitsrisiko, wenn der outgesourcte Prozess später aus strategischen Gründen wieder integriert werden soll. Hier können vertragliche Hürden sowie hohe Kosten für den vollständigen Neuaufbau von Kompetenz und Infrastruktur eine Reintegration erschweren. Ein operatives Risiko besteht im möglichen Ausfall des Anbieters. Der mögliche materielle und immaterielle Schaden könnte für das Unternehmen immens sein und vertraglich nicht vollständig abzusichern. Auch ein Qualitätsrisiko ist denkbar, wenn sich etwa die Qualität der externen Dienstleistungen nach Vertragsabschluss ändert, sich dies jedoch zum Beispiel mangels Messbarkeit nicht durch Schadenersatz sanktionieren lässt. Schließlich besteht ein Vertragsrisiko, wenn nicht alles ausdrücklich geregelt ist und sich die Verhandlungsposition nach Beginn der vertraglichen Zusammenarbeit für das auslagernde Unternehmen verschlechtert hat. Die Realität zeigt, dass Misserfolge beim Outsourcing in der Regel entweder darin begründet sind, dass der falsche Anbieter ausgewählt oder dass der falsche Prozess outgesourct wurde.
Fazit und Zusammenfassung:
Outsourcing kann auch in schwierigen Zeiten zu besserem Cashflow, weniger Risiko und schließlich zu einem höheren Gewinn führen. Outsourcing ist dennoch eine unternehmerische Option, kein Allheilmittel. In jedem Fall ist es eine strategische Unternehmensentscheidung mit signifikanten Auswirkungen auf den Geschäftserfolg. Mit Outsourcing müssen sich Unternehmen aller Größenklassen auseinander setzen. Alle Prozesse und Aufgaben, die nicht zu einer Differenzierung im Markt beitragen, eignen sich prinzipiell für ein Outsourcing. Es kann eine schärfere strategische Profilierung zum Ergebnis haben und idealerweise in eine optimale Wertschöpfungstiefe münden. „Das erfolgt fast automatisch aus einem guten Outsourcingprojekt“, so etwa der Outsourcing Experte Prof. Dr. Arun K. Chaudhhuri. Jedes Unternehmen benötigt eine speziell auf die eigenen Bedingungen zugeschnittene Sourcing-Strategie. Grundlegend für einen Outsourcing-Erfolg ist eine sorgfältige strategische Analyse, um den richtigen outzusourcenden Prozess mit klaren Schnittstellen zu identifizieren und den geeigneten Anbieter zu finden.
Quelle: Statistisches Bundesamt, BITKOM, Bayerischer Anwaltbrief
Schlagwörter: cash flow, forderungsmanagement, inkasso, outsourcing, risikomanagement
Dieser Artikel wurde am 04. Feb 2010 in der Kategorie Februar 2010, Inkasso Deutschland, Wirtschaftsinformationen veröffentlicht.
Ihre Meinung ist uns wichtig