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Die Zeiten sind auch in China schwieriger geworden. Chinas exportorientierte Wirtschaft verliert derzeit massiv an Kraft, nach den durchwegs zweistelligen Wachstumsraten der vergangenen Jahre bremste sich das Wachstum im letzten Quartal 2008 auf 6,8 Prozent ab. Dennoch könnte die Welt von der Krise profitieren, meinen führende Wirtschaftsexperten.
Zu erwarten ist in China in diesem Jahr nur noch ein Wachstum zwischen 5 und 7,5 Prozent, prognostizieren Experten. Chinas Industrieproduktion stieg im ganzen Jahr um 12,9 Prozent, das sind 5,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Millionen von Arbeitern haben bereits ihre Arbeit verloren. Rund ein Fünftel aller Wanderarbeiter, die zum Neujahrsfest am Wochenende in ihre Heimatdörfer heimkehren, seien von Fabrikschließungen oder der Einstellung der Produktion betroffen, schätzte das Statistikamt. Dennoch könnte die Welt von der Krise profitieren, meint der Weltbank-Chefökonom Justin Yifu Lin. Die gegenwärtige Lage gebe der chinesischen Regierung eine wichtige Chance. „Sie kann jetzt ein Investitionsprogramm verabschieden, das sie schon vor einigen Jahren auflegen wollte.“
Als Reaktion auf die Krise hat die chinesische Regierung ein massives Konjunkturpaket in Höhe von 568 Milliarden Dollar geschnürt, umgerechnet etwa 15 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Lin: „Das ist der größte fiskalische Stimulus in der Geschichte der Menschheit.“ Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sollen bis 2010 Investitionen in Höhe von vier Billionen Yuan vor allem in Infrastruktur- und Sozialprojekte fließen. Finanziert werden demnach Programme in zehn Hauptbereichen. Darunter sind der Wohnungsbau für untere Einkommensschichten, die Infrastruktur im ländlichen Raum, Projekte der Wasser- und Elektrizitätswirtschaft, das Transportwesen, Umweltschutz und technische Innovationen. Der chinesische Staatsrat verkündete zudem eine Lockerung der Geldpolitik und signalisierte damit die Bereitschaft zu weiteren Zinssenkungen.
Der Internationale Währungsfond hofft nun, dass sich dieser Schritt auch positiv auf die Weltwirtschaft auswirkt. IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn sagte, das Konjunkturpaket werde auch positive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. „Der IWF vertritt bereits seit langem die Auffassung, dass China seine Politik eines vom Export angetriebenen Wachstums hin zu einem von der Binnennachfrage angetriebenen Wachstum ändern sollte.“ Er sei daher sehr froh über die Entscheidung der chinesischen Regierung.
Diese Einschätzung teilt auch Weltbank-Chefökonom Justin Yifu Lin. China investiere in Infrastruktur auf dem Land und habe bereits Maßnahmen ergriffen, um etwa den Ausstoß von Schwefel- und Kohlendioxid einzudämmen. Man wolle beispielsweise die Emissionen von Schwefeldioxid und anderen Schadstoffen innerhalb von fünf Jahren um zehn Prozent reduzieren. Im gleichen Zeitraum soll die Energieintensität der Wirtschaft um 20 Prozent sinken. Fabriken erhalten die Auflage, neue Technologien zu benutzen, um sauberer zu produzieren. Um zu investieren, müsse China Kapitalgüter aus Hocheinkommensländern importieren, so Lin. Solange die chinesische Wirtschaft eine Wachstumsrate von sieben oder acht Prozent halten könne, werde auch die Nachfrage nach vielen anderen Gütern steigen, zum Beispiel nach Mobiltelefonen oder Autos. Lin: „Sobald die Projekte umgesetzt werden, steigen die Investitionen. Die Wachstumsrate könnte deshalb bald wieder steigen.“ Die Voraussetzungen seien gut: „Es gibt ausreichend sinnvolle Investitionsmöglichkeiten. Zugleich wächst China sehr schnell und hat eine hohe Sparrate – es gibt also genügend Kapital.“
Quelle: Internationaler Währungsfond, Handelsblatt, ZEIT-Online
Schlagwörter: asien, Inkasso Ausland, investment, profaktura, weltwirtschaft
Dieser Artikel wurde am 03. Feb 2009 in der Kategorie Februar 2009, Inkasso Ausland veröffentlicht.
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